Alternativprogramm zum Katholikentag
Der Ketzertag 2018: "Wir wollen uns abgrenzen, wir wollen streiten"
Wem der Katholikentag 2018 zu katholisch war, konnte beim Ketzertag das Gegenprogramm erleben: Hier wurde zeitgleich zum munteren Streiten über Gott und die Welt eingeladen.
Münster – Rund 75.000 Besucher konnte der Katholikentag 2018 laut Veranstalter in der vergangenen Woche nach Münster locken. Dennoch gibt es viele, vielleicht sind diese sogar in der Überzahl, die mit dieser katholischen Veranstaltungsreihe nichts oder nur sehr wenig anfangen können. Wer zum Beispiel Kirche und Religion gegenüber kritisch eingestellt ist, für den gab es ein interessantes Alternativprogramm: den Ketzertag Münster 2018.
Ein streitlustiges Gegenprogramm
Mit unterschiedlichen Vorträgen luden der Internationale Bund Konfessionsloser und Atheisten (IBKA) sowie die Giardano-Bruno-Stiftung zum Streiten ein. Daniela Wakonigg, Organisatorin dieses ersten Ketzertages in Münster, führte als Moderatorin durch den Abend.
Wie der Katholikentag starteten die Veranstaltungen vergangenen Mittwoch (9. Mai). Und sie waren gut besucht: Wer einen Sitzplatz ergattern wollte, musste schnell sein, denn die Black Boxx im Cuba Nova war zügig gefüllt mit neugierigen Gästen. Im Vorraum wurde deswegen eigens ein Bildschirm aufgestellt, auf dem die Vorträge gezeigt wurden. Zusätzlich gab es eine Live-Übertragung bei Facebook.
Streiten über die großen Fragen
Religion und Kirche, Glaube und Gott – auf ganz unterschiedliche Weise näherte man sich diesen Themen. Maximilian Steinhaus und Johann-Albrecht Haupt widmeten sich bei "Keine Knete für Gebete" vor allem dem Zaster: Kirchentagsfinanzierung, Kirchensteuer, usw. Bei Philipp Möller, Autor und Beiratsmitglied der gbs, ging es mehr in Richtung spaßige Unterhaltung, die gut gelang – zum Beispiel, als er Markus Söders aktuelle Kruzifix-Aktion aufgriff:
Michael Schmidt-Salomon, Philosoph und Vorstandssprecher der gbs, bot dem Publikum sowohl witzige als auch nachdenkliche Momente, als er fragte, ob der Mensch noch Religion brauche. Als Gegenangebot hatte er unter anderem wissenschaftliche Erkenntnisse über das Leben zu bieten, die so gar nicht kalt und berechnend waren, wie viele es vielleicht vermuten könnten.
Zwar wurde beim Ketzertag Münster 2018 nicht so viel gestritten wie erhofft, dennoch wurde wild diskutiert. Und eins viel auf: Das Publikum war bestens informiert und fragte genau nach.
Am Samstagabend wurde der Ketzertag dann ganz feierlich beendet: Den Abschluss bildete eine Messe der Kirche zum Fliegenden Spaghettimonster.
Wer abseits dieser Veranstaltungsreihe Lust hat, sich kritisch über Gott und die Welt auszutauschen, dem sei der Ketzerstammtisch in Münster nahegelegt. Hier gibt's alle Infos und hier geht es zur Facebookseite.
Am 11. Mai 2019 legt die säkulare Buskampagne einen Stopp in Münster ein: Sie fordern das Ende des "Kirchenstaates" Deutschlands und treten für die konsequente Trennung von Staat und Kirche ein. Ein Priester sorgte zudem für einen Eklat in der Domstadt: Ulrich Zurkuhlen forderte in einer Predigt, dass man Kinderschändern vergeben solle. Er bezog sich dabei auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Später verharmloste er die Folgen, die der Missbrauch für die Opfer hat. Der Bischof von Münster zog deswegen drastische Konsequenzen.
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