Am Alten Güterbahnhof
Nach Hausbesetzung im Hansaviertel: Initiative "Bahnstadt-Süd" gegründet
Aktivisten besetzten 13 Tage lang ein Gebäude am Alten Güterbahnhof in Münster. Nun wurde das Haus von der Polizei geräumt.
- "Zentrale" in Münster geräumt
- Initiative "Bahnstadt-Süd" gegründet
- Protst gegen Bauvorhaben des Schlaun-Forums
Update: 2. August. Nach 13 Tagen endete die Hausbesetzung im Hansaviertel: Am Mittwoch (31. Juli) fuhr die Polizei Münster mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften vor der Zentrale vor und räumte das Gebäude. Vier Personen wurden durch die Polizisten abgeführt. Die Beamten waren damit dem Strafantrag auf Hausfriedensbruch der Deutschen Bahn nachgekommen, der die stillgelegte Halle gehört.
Doch noch ist der Kampf um den Erhalt der Zentrale und des Güterbahnhofes noch nicht vorbei: Nach der Räumung gründete sich jetzt die Initiative "Bahnstadt-Süd" – als Reaktion auf das Bauvorhaben "Münster Bahnstadt Süd" des Schlaun-Forums.
Wer steckt hinter der Initiative "Bahnstadt-Süd"? Es handelt sich um einen Zusammenschluss von Menschen, die gegen das Bauvorhaben des Schlaun-Forums protestieren. Um welche Personen es sich genau handelt, das verraten die Aktivisten in ihrem offenen Brief nicht – jedoch handelt es sich dabei scheinbar nicht um die vier Hausbesetzer der Zentrale, mit denen sich die Gruppe jedoch solidarisch zeigt. Die Initiatoren haben zudem einige Unterstützer hinter sich, unter anderem die Partei Die Linke Münster, die Seebrücke Münster, die Grüne Hochschulgruppe sowie das Studentische Kulturzentrum Baracke.
Was will die Initiative? Die Gruppe aus Münster will, dass die Menschen, die am alten Güterbahnhof in Münster wohnen oder tätig sind, in die Baupläne miteinbezogen werden. Denn jetzt, schreibt die Gruppe, werde über deren Köpfe hinweg entschieden, was mit dem Gebiet passieren solle. Denn sie seien in die Pläne für die Umstrukturierung mit ihren Wünschen und Vorstellungen überhaupt nicht miteinbezogen worden.
Auf dem Gelände findet sich zudem nicht nur die "Zentrale", in der kulturelle Veranstaltungen organisiert wurden. Auch "Rare Guitar" befindet sich zum Beispiel dort, ein Gitarrenladen, in dem regelmäßig Konzerte veranstaltet werden. Oder das Kunstprojekt Sozialpalast, verschiedene Ateliers, Proberäume für Bands und Musiker, die Pool Hall, die Clubschiene, ein Tanzstudio – am alten Güterbahnhof finden viele Kreative eine Anlaufstelle.
Doch nicht nur Kreative: Im südlichen Bahnhofsviertel wären viele Anwohner von den Baumaßnahmen betroffen – einige vermutlich auch vom vierspurigen Ausbau des Albersloher Weges. An der Bahnhofstraße 62 befindet sich zudem die Nachtunterkunft "HUK" der Wohnungslosenhilfe. Auch diese Anlaufstelle für Bedürftige wäre von den Baumaßnahmen im südlichen Bahnhofsviertel betroffen. Die Gruppe befürchtet, dass diese dem Umbau und der Gentrifizierung zum Opfer fällt.
"Der neue Straßenverlauf erfordert auch den Ausbau einer neuen Unterführung unterhalb der Bahnanlagen im Bereich der Hafenstraße. In die Neuplanung einzubinden sind die Bremer Straße, der Hafenweg und eine Erschließung zwischen den heutigen Bahnkörpern." (Auszug aus dem Bauprojekt "Münster Bahnstadt Süd" des Schlaun-Forums)
"Das, was das Schlaun Forum als Plangebiet bezeichnet, ist unser kultureller Freiraum. Solche freien kulturellen Räume werden in Münster ohnehin immer knapper." (Initiative "Bahnstad-Süd" aus Münster in ihrem offenen Brief)
Was plant die Initiative konkret? Die Initiative formuliert in ihrem offenen Brief mehrere klare Bitten – zum Beispiel an die Deutsche Bahn: Man bittet die DB,
- ... den Strafantrag gegen die vier Hausbesetzer zurückzuziehen.
- ... die Hausbesetzer nicht weiter strafrechtlich zu verfolgen.
- ... mit den Menschen am alten Güterbahnhof und der Stadtverwaltung Münster ins Gespräch zu kommen.
Auch von der Stadtverwaltung Münster wünschen sich die Aktivisten, dass sie von einer Kriminalisierung der Hausbesetzer absieht und stattdessen mit der Initiative "Bahnstadt-Süd" in einem offenen Gespräch die Zukunft des Viertels gemeinsam plant. Dabei betont die Initiative, dass andere Hausbesetzungen in der Vergangenheit heutzutage sogar als "Vorzeigeprojekte" gelten würden – zum Beispiel die Frauenstraße 24.
Zudem hofft die Initiative aus Münster, dass sich die DB zu einem Gespräch mit den Betroffenen am alten Güterbahnhof einlässt. Vor der Räumung habe die DB behauptet, sie würde in Verhandlungen treten, sobald das Gebäude geräumt sei. Es bleibt abzuwarten, ob die DB nun Wort hält.
Großeinsatz im Hansaviertel in Münster: Polizei räumt besetztes Haus
Update: 31. Juli, 12.30 Uhr. Die "Zentrale" gab über Twitter bekannt, dass sie die Räumung des Gebäudes am Alten Güterbahnhof nicht tatenlos hinnehmen will. Deshalb riefen Aktivisten zu einer spontanen Protest-Versammlung vor dem morgens geräumten Haus (Hafenstraße 70) auf. Diese startet um 18 Uhr.
Derweil hat die Partei Die Linke die Räumung der Polizei scharf kritisiert. "Der Polizeieinsatz richtete sich gegen ein selbstverwaltetes Projekt, das in der Nachbarschaft große Sympathien hatte. Es hätten andere Wege der Deeskalation gegangen werden müssen." Auch die Deutsche Bahn bekam ihr Fett weg.
Das Unternehmen habe sich als "stur" erwiesen. "Während das neoliberale Bahnmanagement Milliardensummen für unsinnige Projekte wie Stuttgart21 in den Sand setzt, verwehrt es Stadtteilinitiativen Freiräume." Die Partei fordert von der schwarz-grünen Stadtkoalition, Gegenmaßnahmen gegen die Gentrifizierung und die Zerstörung kultureller Freiräume zu ergreifen".
Update: 31. Juli, 10.45. Fast zwei Wochen lang haben Aktivisten ein Haus am Alten Güterbahnhof besetzt. Das Gebäude, das eigentlich der Deutschen Bahn gehört, wurde am Mittwochvormittag von der Polizei geräumt. Wie ein Großeinsatz mutet das Aufgebot der Beamten an: "Wir wussten nicht, mit wie vielen Menschen wir es zu tun haben", erklärt Andreas Bode, Sprecher der Polizei Münster. Deshalb seien möglichst viele Einsatzkräfte angerückt.
Die brauchte es am Ende jedoch gar nicht: Die vier Aktivisten ließen sich ohne Widerstand aus dem Gebäude in Münster führen. Sie erwartet nun jeweils eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs. Die Deutsche Bahn kann das Haus nun wieder für die eigenen Zwecke nutzen. Ein Statement der Aktivisten zur Räumung steht derweil noch aus.
"Gentrifickt euch!" Hausbesetzer an Hansastraße wollen sich nicht vertreiben lassen
Update: 29. Juli. Seit über einer Woche ist die Zentrale am alten Güterbahnhof in Münster bereits besetzt. Die Aktivisten reagierten damit auf die angekündigten Baumaßnahmen im Bahnhofsviertel, wie msl24.de berichtete. In der betreffenden Halle an der Hafenstraße hatte das Skaterlabel "KOLOSS" bis vor Kurzem kulturelle Events veranstaltet.
Die Gruppe aus Münster hat nun ein weiteres Statement veröffentlicht – dieses Mal gemeinsam mit Aktivisten aus Köln, die im Stadtteil Ehrenfeld ebenfalls ein bisher leerstehendes Gebäude der Deutschen Bahn besetzen. Gemeinsam geben sie ihre Gründe für die Hausbesetzungenbekannt und machen ihre Forderungen deutlich. Sie sehen sich gleichermaßen von der "Verdrängung alternativer und sozialer Räume betroffen".
"Wir haben keinen Bock mehr auf eure patriarchale, rassistische und neo-liberale Kackscheiße", schreiben sie in ihrer gemeinsamen Erklärung. Zusammen prangern sie die Gentrifizierung an, die im Bahnhofsbereich von Köln-Ehrenfeld bereits fortgeschritten sei und in Münster nun durch die Baumaßnahmen vorangetrieben werde. Aus "Gentrifizierung" wird kurz ein "Gentrifickt euch".
"Die Zentrale ist ein selbstbestimmter Freiraum, welcher verschiedenen Gruppen und Initiativen sowie Anwohner*innen aus dem Viertel Platz bieten möchte", schreiben die Aktivisten. Und diesen Raum in Münster wollen sie erhalten. Deswegen fordern sie:
- lebenswerten Wohnraum für alle
- nicht-kommerzielle Räume für Kunst und Kultur und gleichberechtigten Zugang für alle Menschen dazu, zum Beispiel durch kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr
- selbstverwaltete Schutzräume für von Diskriminierung betroffene Menschen
- ein Hierarchie- und Diskriminierungsfreies selbstbestimmtes und gemeinsam gestaltetes Leben für alle
Zusätzlich müsse Schluss sein damit, dass "überwiegend weiße, Cis-männliche Investoren" über die Wohnsituation vieler Menschen entschieden, fordern die Gruppen aus Münster und Köln. Sie üben damit harsche Kritik am "Projekt Münster Süd" des Schlaun-Forums, in dem eine Umstrukturierung des Geländes vorgesehen ist. Doch die Gruppe hat nicht vor, die besetzte Zentrale alsbald zu verlassen: "Wir lassen uns nicht vertreiben!"
Auf Nachfrage von msl24.de bestätigte Pressesprecher Andreas Bode von der Polizei Münster, dass seiner Annahme nach die Deutsche Bahn (DB) Inhaberin der "Zentrale" sei. Diesbezügliche Fragen von unserer Redaktion hat die DB seit vergangener Woche noch nicht beantwortet. Außerdem liege der Polizei mittlerweile ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs vor. Doch die Beamten werden das Gebäude an der Hafenstraße vorerst nicht räumen. "Wir sehen da derzeit keinen Handlungsbedarf", sagt Bode.
Gebäude an der Hafenstraße in Münster besetzt - Aktivisten stellen Forderungen
Erstmeldung: 22. Juli. Münster – "Seit Donnerstagabend besetzen wir die Zentrale, ein Gebäude am alten Güterbahnhof in Münster", heißt es am Montag (22. Juli) in einer Erklärung. Der Absender bleibt anonym. Die "Zentrale" soll ein stillgelegtes Gebäude der Deutschen Bahn (DB) sein. Es sei zuletzt an das Skate-Label "Koloss" vermietet worden, unter anderem für Konzerte und weitere kulturelle Veranstaltungen – doch damit soll nun Schluss sein.
Wie die Aktivisten berichten, sei der Mietvertrag vonseiten der DB gekündigt worden. Das Unternehmen wolle die "Zentrale" anderweitig nutzen. Es sollen große Veränderungen im Viertel bevorstehen. Dies will die Gruppe jedoch nicht zulassen und besetzte kurzerhand das Gebäude mit dem Ziel, die Kultur am stillgelegten Güterbahnhof zu erhalten.
"Schlaun-Wettbewerb": Soll die "Zentrale" in Münster abgerissen werden?
Die Umstrukturierung des Geländes am alten Güterbahnhof in Münster ist Teil eines größeren Bauvorhabens. Federführend ist hier das Schlaun-Forum. Es richtet seit dem Wintersemester 2011/2012 jährlich Wettbewerbe für Nachwuchstalente aus. Das heißt, junge Stadt- und Landschaftsplaner, Bauingenieure und Architekten können ihre Ideen für Bauvorhaben einreichen – so auch beim aktuellen Projekt "Münster Bahnstadt Süd".
Als Ziel wird bei dem Vorhaben für Münster unter anderem gesetzt, dass nicht mehr genutzte Schienen am alten Güterbahnhof entfernt werden sollen. Außerdem sieht der Plan vor, "Verkehrsbauwerke im Bereich des Albersloher Weges/der Bahntrasse neu zu qualifizieren". Der Albersloher Weg in Münster soll zudem vierspurig ausgebaut werden.
"Der neue Straßenverlauf erfordert auch den Ausbau einer neuen Unterführung unterhalb der Bahnanlagen im Bereich der Hafenstraße. In die Neuplanung einzubinden sind die Bremer Straße, der Hafenweg und eine Erschließung zwischen den heutigen Bahnkörpern."
Gruppe stellt sich gegen Baupläne in Münster
Die Gruppe aus Münster befürchtet deswegen, dass die "Zentrale" abgerissen wird – aber das wolle sie nicht hinnehmen: "Die im Schlaun-Wettbewerb angedachten Veränderungen sind nicht zielführend für eine nachhaltige und soziale Entwicklung des Quartiers", schreiben sie in ihrer Mitteilung, und weiter: "Deshalb halten wir es für legitim uns in einem gewaltfreien Protest in Form einer Besetzung gegen die Umstrukturierung in der geplanten Form zu stellen." Und weiter:
"Wir werden es nicht zulassen, dass die Interessen von Investor*innen, der Deutschen Bahn und der Stadt über die Interessen der Anwohner*innen in diesem Viertel gestellt werden. Wir werden nicht zulassen, dass freie Kulturräume für Kapitalinteressen weichen müssen. Aus diesem Grund bleiben wir in der Zentrale und nehmen es selber in die Hand dort einen Kulturraum zu schaffen und zu erhalten. Wir werden die Zentrale gemeinsam mit dem Viertel und allen Interessierten gestalten."
"Zentrale" in Münster: Das fordern die Besetzer
Bereits am Freitag stiegen Mitglieder der anonymen Gruppe aus Münster in die Halle am alten Güterbahnhof ein. Seitdem ist das Gebäude besetzt. Dies bestätigte Polizeipressesprecherin Vanessa Arlt auf Nachfrage von msl24.de. Die Aktivisten selbst sprechen von Donnerstag. In ihrer öffentlichen Mitteilung stellt die Gruppe nun auch klare Forderungen:
"Eine Stadt für die Menschen und nicht für die Wirtschaft!"
Angesichts der steigenden Mietpreise in Münster und der Tatsache, dass vermehrt Investoren Grundstücke in Münster aufkaufen und teure Luxuswohnungen bauen würden, fordert die Gruppe,
- dass Anwohner in die Entscheidungen in ihrem Viertel mit einbezogen werden.
- dass statt Luxuswohnungen mehr Sozialwohnungen gebaut werden.
- dass Mieten konsequent gedeckelt werden.
"Kreative Freiräume schützen!"
"Die Räume am alten Güterbahnhof (inkl. der Zentrale) sind ein wichtiger Anlaufpunkt für die lokale Kunst- und Musikszene", schreibt die Gruppe aus Münster. Diese müssten geschützt und verteidigt werden – statt sie dem Konsum zu opfern.
"Für eine zukunftsfähige Stadt: Verkehrswende konsequent vorantreiben!"
Statt den Pkw-Verkehr weiter zu fördern und dafür Straßen auszubauen, wie es im Schlaun-Wettbewerb vorgesehen ist, sollten stattdessen "klimafreundliche Alternativen" ausgebaut werden. Deshalb fordert die Gruppe aus Münster:
- Fahrradwege ausbauen
- Kostenloser ÖPNV
- mehr Grünflächen
Hausbesetzung in Münster: Demo am alten Güterbahnhof
Bisher hat der Eigentümer keinen Antrag auf Hausfriedensbruch gestellt, weshalb die Polizei Münster noch keine Räumung eingeleitet habe. Doch man habe die Situation im Blick, betont Arlt. Ob tatsächlich die Deutsche Bahn Eigentümer ist, müsse allerdings derzeit noch geklärt werden, berichtet Arlt weiter. Die Gruppe habe am Montag um 18 Uhr eine Demo angemeldet. Es würden 150 bis 200 Teilnehmer erwartet. Die Deutsche Bahn äußerte sich auf Nachfrage von msl24de bisher noch nicht zu der Besetzung der Halle.
Auch ein anderes Bauprojekt erhitzt die Gemüter: Nach dem Baustopp fanden in den letzten Wochen erneut Bauarbeiten am Hafencenter in Münster statt. Die Kritiker befürchteten eine Umgehung des Verbots.
Kürzlich kam es außerdem zu einer Vollsperrung: Auf dem Lublinring in Münster war die Fahrbahn nach einem Wasserrohrbruch geflutet. Selbst Radfahrer und Passanten kamen nicht mehr durch. Zudem kam es kürzlich zu einer Festnahme in der Domstadt: Ein Lehramtsstudent, der jahrelang bei der DLRG gearbeitet hat, sitzt seit Mittwoch in Münster in Haft. Er soll mehrere Kinder missbraucht haben.
Lebensmüde verhielten sich zudem kürzlich zwei Autofahrer auf der Autobahn: Sie lieferten sich auf der A1 bei Münster ein illegales Autorennen – und waren zudem stark alkoholisiert. Kürzlich kam es zu einem schweren Unfall: Eine 26-Jährige aus Münster verlor die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Das Auto überschlug sich, die Frau erlitt schwere Verletzungen.
Zudem ereignete sich kürzlich ein Unfall: Eine 76-jährige Autofahrerin erfasste auf einer Kreuzung in Münster einen E-Scooter-Fahrer. Der 25-Jährige erlitt schwere Verletzungen. Die Polizei fahndet derzeit nach einem Unbekannten: Der Mann hatte der Angestellten einer Bäckerei in Münster aufgelauert und Geld von ihr gefordert.
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