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Buskampagne macht Halt in Münster

"Schlussmachen jetzt": Buskampagne in Münster fordert das Ende des "Kirchenstaates"

Staat und Religion sollen endlich konsequent getrennt werden – das fordern die Veranstalter der Aktion Schluss machen jetzt. Mit ihrer "Säkularen Buskampagne" touren sie durch ganz Deutschland – und machen dabei auch in der Domstadt Halt.

Von Lea Sarah Wolfram

Mit der Aufschrift "Kirchenstaat? Nein Danke" rollt der Bus am Samstag durch Münster. Foto: Evelin Frerk

Münster – Den gesamten Mai über tourt sie durch ganz Deutschland: Die Säkulare Buskampagne, initiiert von der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund Konfessionsloser und Atheisten (IBKA). In Berlin hatte die Aktion ihren Auftakt, am 11. Mai (Samstag) legt der Bus mit der Aufschrift "Kirchenstaat? Nein Danke" auch in der Domstadt einen Stopp ein.

Worum geht es? Die Organisatoren fordert das Ende des "Kirchenstaates"– denn als solcher wird unser Land von vielen Atheisten, also nicht-religiösen Menschen, erlebt. Dabei ist Deutschland offiziell ein säkulares Land: Staat und Kirche beziehungsweise Religion sind seit Inkrafttreten der Weimarer Verfassung von 1919 getrennt. Glauben sollte demnach eigentlich reine Privatsache sein. Doch diese Trennung sei nicht wirklich vollzogen, lautet der Vorwurf der Veranstalter. Dies habe die Diskriminierung von Nicht- oder Andersgläubigen zur Folge.

Kampagne in Münster fordert: "Schlussmachen jetzt!"

Dieses Jahr feiert Deutschland 70 Jahre Grundgesetz und 100 Jahre Weimarer Verfassung. Dies nehmen die Veranstalter als Anlass und fordern Schlussmachen jetzt – Schlussmachen mit der staatlichen Finanzierung von Bischofsgehältern, Schlussmachen mit einem diskriminierenden kirchlichen Arbeitsrecht, Schlussmachen damit, dass Missbrauchsfälle in der Kirche vertuscht und die Täter der Strafverfolgung entgehen.

"Wir fordern die konsequente Trennung von Staat und Religion sowie die strikte Beachtung des Verfassungs­gebotes der welt­anschaulichen Neutralität des Staates", schreiben die Initiatoren in ihrer Ankündigung. Und mit dieser Forderung kehren sie auch im katholisch geprägten Münster ein.

Am 4. und 5. Mai stand der Kampagnenbus am Potsdamer Platz sowie vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Foto: Schlussmachen jetzt

Und warum gerade eine Buskampagne? Das hat bereits Tradition: "Vor 10 Jahren stand unsere säkulare Buskampagne unter dem Motto 'Gottlos glücklich'. Wir fuhren mit dem Bus durch die Republik, um darauf hinzuweisen, dass viele Millionen Menschen in Deutschland ein freies, sinnerfülltes Leben führen, ohne auf religiöse Vorstellungen zurückzugreifen", schreiben die Veranstalter.

Buskampagne in Münster: Stadtrundfahrt und Vortrag von Michael Schmidt-Salomon

Ab 14 Uhr steht der Kampagnenbus auf dem Prinzipalmarkt vor dem Rathaus in Münster. Interessierte sind eingeladen, die dort anwesenden Veranstalter und Mitwirkenden anzusprechen und mit ihnen über das Thema zu diskutieren. Außerdem wird es mit dem Bus eine Stadtrundfahrt geben.

Um 19 Uhr hält außerdem Michael Schmidt-Salomon einen Vortrag im Fürstenberghaus in Münster: "Abschied von der Kirchenrepublik – 100 Jahre Verfassungsbruch sind genug", meint der Philosoph, Schriftsteller und Vorstandssprecher der gbs. Laut Schmidt-Salomon sei es "höchste Zeit [...], die verfassungswidrige Diskriminierung religionsfreier Menschen zu beenden."

Die Buskampagne:

  • Wo? Prinzipalmarkt in Münster, vor dem Rathaus
  • Wann? Samstag (11. Mai), 14 bis 17 Uhr

Vortrag von Michael Schmidt-Salomon:

  • Wo? Fürstenberghaus, Hörsaal F 2, Domplatz, 20-22 in 48143 Münster
  • Wann? Einlass: 18.30 Uhr, Beginn: 19 Uhr
  • Eintritt frei

Zuletzt gab es eine größere Aktion Konfessionsloser und Atheisten in der Domstadt während des Katholikentages: Bei der Gegenveranstaltung, dem Ketzertag 2018 in Münster, würde über Gott, Religion und das Leben diskutiert und gestritten. Auch damals war Michael Schmidt-Salomon als Redner geladen.

Nur einen Tag nach der Buskampagne auf dem Prinzipalmarkt, am Sonntag (12. Mai) gibt es auch Protest aus der Kirche selbst: Einige Katholikinnen haben genug von den "unerträglichen Zuständen" in ihrem Gotteshaus und rufen mit der Aktion "Maria 2.0" zum Protest in Münster auf. Die Stadt Bocholt versucht, den Personennahverkehr demnächst attraktiver zu gestalten – die SPD stellte einen Antrag auf kostenloses Busfahren.

Im Sommer werden die Buspreise in Münster wieder erhöht – und das, obwohl die Stadtwerke im Vorjahr einen Überschuss von mehr als 26 Millionen erwirtschaftet haben. Menschen, die statt mit dem Bus zu fahren, lieber flexibel und umweltschonend unterwegs sein wollen, können in Münster ab sofort mit E-Scootern fahren. Diese sind ab sofort in der Domstadt zugelassen.

Ein Priester sorgte kürzlich für einen Eklat in der Domstadt: Ulrich Zurkuhlen forderte in einer Predigt, dass man Kinderschändern vergeben solle. Er bezog sich dabei auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Später verharmloste er die Folgen, die der Missbrauch für die Opfer hat. Der Bischof von Münster zog deswegen drastische Konsequenzen.

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