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Urteil im Totschlagprozess

José mit 6 Messerstichen getötet - Ochtruper empört über Freispruch

Im Mai vergangenen Jahres wurde Jose aus Ochtrup niedergestochen. Der Fall löste in der Stadt eine Welle der Empörung aus. Am Montag wurde der Angeklagte freigesprochen – und die Ochtruper sind empört.

Von Sohrab Dabir

Das Urteil wurde am Montag gefällt: Der Angeklagte kommt frei. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa

"Das deutsche Rechtssystem hat versagt" - Viele Ochtruper empört über Freispruch

Update: 22. Januar, 10.32 Uhr. Auch einen Tag nach der Urteilsverkündung wird der Fall in den sozialen Medien heiß diskutiert. Viele Ochtruper zeigen sich schockiert angesichts des Freispruchs für den Angeklagten und drücken Joses trauernder Familie ihr Beileid aus.

In der Facebook-Gruppe "Lokales aus Ochtrup" können viele User das Urteil nicht nachvollziehen und üben heftige Kritik am Justizsystem und den zuständigen Richtern. Vor allem die Tatsache, dass der Angeklagte sechs Mal auf Jose einstach, spreche für manche klar gegen Notwehr.

Vor fremdenfeindlichen Kommentare machen einige Ochtruper dabei nicht Halt: "Das Rechtssystem gilt nur für Deutsche. Alle anderen können hier machen was die wollen", heißt es unter anderem. In der Gruppe "Münster" schreiben zwei User "Direkt ins Flugzeug und weg mit dem Saupack." und "Deutschland schafft sich ab".

Mittlerweile benutzen Rechtsradikale den Fall, um gegen Ausländer zu hetzen.

In Ochtrup wurden Flugblätter in Briefkästen verteilt

, die Angst vor Migranten schüren.

Das Gericht verhandelt nun in einem anderen Fall: Ein Mann brachte seinen 48-jährigen Bekannten in Gescher mit mehreren Messerstichen um. Nun wird ihm der Prozess gemacht.

Nach Freispruch für Ochtruper: User wehren sich gegen rechte Hetzer

Einige User lassen die hetzerischen Aussagen so nicht stehen und kontern: "Verbreitet eure Hetze doch woanders, oder lasst es am besten komplett sein!" Auch die Argumentation des Gerichts können manche nachvollziehen und rufen zum Vertrauen in das deutsche Justizsystem auf: "Die Richter sind unabhängig. Sie urteilen nach Recht und Gesetz und nicht nach den besorgten Bürgern."

Eine Administratorin der Gruppe "Lokales aus Ochtrup" ermahnte ebenfalls die aufgebrachten User: "Auch wenn wir genauso fassungslos und wütend sind: Aufrufe zur Selbstjustiz werden wir nicht dulden!" Der Großteil der Nutzer wünscht hingegen der Familie des getöteten Jose viel Kraft.

Nach Freispruch: So reagiert die Mutter des getöteten Jose aus Ochtrup

Update: 21. Januar, 14.22 Uhr. Freispruch für den Angeklagten im Ochtruper Totschlagprozess: Die Tat wurde am Montag von den Richtern des Landgerichts Münster als Notwehr eingestuft. In den sozialen Medien äußerte sich die Mutter des getöteten Jose zu dem Urteil.

Joses Mutter ist empört über das Urteil und auch die Begründung des Gerichts: "Freispruch! Es heißt im Gesetz, ein Küchenmesser ist keine Waffe! Bei Bedarf darf jeder sich mit einem Küchenmesser verteidigen... So ein Freispruch führt nur dazu, dass jeder Mensch sich mit einem Küchenmesser bewaffnet und bei einem Streit, so klein er auch ist, zustechen darf...", schreibt die Ochtruperin.

Dennoch gibt sich die trauernde Mutter aus Ochtrup noch einmal kämpferisch, aber auch emotional: "Mir fehlen die Worte... Außer... ich gehe bis zum Schluss! Du wirst nie vergessen ... mein Engel. Ich liebe dich." Nach dem Freispruch will sie gegen das Urteil in Berufung gehen.

Urteil im Ochtruper Totschlagsprozess: Freispruch für Angeklagten

Update: 21. Januar, 12.15 Uhr. Am 21. Mai vergangenen Jahres starb der 20-jährige Jose aus Ochtrup. Im Stadtpark erlag er den Messerstichen, die ihm der Angeklagte zugefügt haben soll. Der Fall löste eine Welle der Empörung in der Stadt im Kreis Steinfurt aus. Die Mutter des Getöteten schrieb vor wenigen Wochen einen emotionalen Brief an den mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes.

Am Montag fällte das Landgericht Münster das Urteil: Freispruch für den Angeklagten. Der 18-Jährige habe in Notwehr gehandelt, so die Richter. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor drei Jahre Haft gefordert. Vor wenigen Wochen wurde der Angeklagte aus der U-Haft entlassen. Auch das hatte in Ochtrup für Empörung gesorgt.

In der Tatnacht soll Jose zunächst mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen worden sein, danach wurde sechs Mal auf ihn eingestochen. Das Messer wurde nach der Tat in Ochtrup in einen Fluss geworfen.

Mutter des getöteten Jose aus Ochtrup schreibt offenen Brief an Angeklagten

Erstmeldung: 11. Januar. Ochtrup – "An den Mörder meines Sohnes" – mit diesen Worten beginnt ein offener Brief, der zurzeit in den sozialen Medien kursiert. Er stammt von einer Frau, die ihren Sohn verloren hat – und die in diesem Beitrag ihrer Trauer darüber freien Lauf lässt. Doch ebenso ihrer Wut auf den mutmaßlichen Totschläger M., der nun während des laufenden Prozesses aus der Untersuchungshaft entlassen wurde.

Jose im Ochtruper Stadtpark erstochen – Totschlagprozess gegen 18-Jährigen

Zwischen dem getöteten Jose (20) und dem Angeklagten gab es schon lange vor der Tat Streit: Der Angeklagte sei an einer Freundin von Jose interessiert gewesen – er soll sie sogar begrapscht haben, wie die WN berichten. Infolgedessen schaukelte sich der Streit zwischen den beiden jungen Männern aus Ochtrup immer weiter hoch: Von Beschimpfungen, Gewaltandrohungen und einer blutigen Auseinandersetzung an Rosenmontag ist vor Gericht die Rede – M. sei dabei der Kiefer gebrochen worden.

Der Streit fand schließlich am 20. Mai ein trauriges Ende: Im Ochtruper Stadtpark soll M. sechs Mal unkontrolliert auf Joses Brust eingestochen haben – so schildert die Staatsanwaltschaft die Geschehnisse der Tatnacht. Der Angeklagte beteuert dagegen Notwehr. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte habe er außerdem versucht, die Blutungen zu stoppen und sei auch nicht vor der Polizei geflohen, so die Verteidigung.

Am fünften Verhandlungstag (21. Dezember) dann der Schock für die Familie des Getöteten: Der Angeklagte wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Joses Mutter sei fassungslos gewesen und habe sich vor Gericht kaum beruhigen können. Kurz darauf veröffentlicht die Ochtruperin auf Facebook einen emotionalen Brief an den Tatverdächtigen – mit drastischen Äußerungen.

Im Ochtruper Stadtpark kam es im Mai vergangenen Jahres zu der schrecklichen Tat. Foto: Screenshot Google Maps

"Ein Soziopath bist du..." – Offener Brief von Mutter aus Ochtrup an Angeklagten

Joses Mutter richtet in ihrem offenen Brief auf Facebook harte Worte an den mutmaßlichen Totschläger ihres Sohnes: "Ein Soziopath bist du ... ein Mensch ohne Gefühle, ohne Regung, ohne Reue..." Gegrinst habe er während der Verhandlung, beschreibt die Frau aus Ochtrup weiter.

Sie macht in ihrem Brief auch deutlich, dass sie von den Erklärungen der Verteidigung nichts hält – und ist sich sicher, dass Jose im Ochtruper Stadtpark nicht aus Notwehr erstochen wurde: "Du wolltest ihn umbringen... Du wolltest (deine Wörter) ihn ficken..." Sie schreibt, dass der Angeklagte die Familie aus Ochtrup zerstört habe.

"Ich bin sehr gläubig ... Der Glauben hilft mir, die Tage zu überstehen... Aber ich kann dir nicht verzeihen, kann auch keiner von mir verlangen... Ich will, dass du so leidest wie mein Sohn gelitten hat, und wie wir leiden... Jeden Tag... Du hast nicht nur einen Menschen umgebracht... Du hast eine ganze Familie auf dem Gewissen... Du hast uns lebenslänglich gegeben, eine Familie zerstört... und warum?"

Der Fall wird vor dem Landgericht Münster verhandelt. Foto: Sohrab Dabir

Reaktion auf Totschlag in Ochtrup: Zwischen Mitgefühl und Flüchtlingshetze

Viele User haben die Worte von Joses Mutter gelesen – und den Brief bei Facebook auch kommentiert. Es ist vor allem Mitgefühl mit der trauernden Familie aus Ochtrup, das die Leser ausdrücken. Doch oft ist es ein schmaler Grat zwischen Fassungslosigkeit über die Tat – und ungezügelter Wut: Auf den Täter, auf das Justizsystem, und auch auf Flüchtlinge, wie der Angeklagte M. selbst einer ist.

Von "Danke Merkel" und "Die sollen doch alle abgeschoben werden" ist die Rede. Man sei "nicht auf die Monster vorbereitet" gewesen, die man in unser Land gelassen habe. Es finden sich noch viele weitere Kommentare zur Tat in Ochtrup, die ähnlich drastisch formuliert sind.

Am Ende des Beitrags fügte Joses Mutter noch ein Foto an: Es soll den Angeklagten zeigen, im Fokus das klar erkennbare Gesicht eines jungen Mannes. Über viele Stunden war das Bild unzensiert zu sehen. Am Donnerstagmittag (10. Januar) wurde es dann unkenntlich gemacht.

Am 21. Januar (Montag) soll vor dem Landgericht Münster das Urteil im Ochtruper Totschlagprozess fallen.

Beim Bilden einer Rettungsgasse kam es in Ochtrup zu einem Unfall: Ein Mopedfahrer wurde dabei schwer verletzt. Zudem kam es kürzlich zu einem Rettungseinsatz: Nach einem Unfall in Ochtrup sackte ein Mann leblos in sich zusammen. Doch sofort griffen mehrere Zeugen ein – und retteten dem Mann das Leben.

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